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Vom Potential zur Leistungsexcellenz

Unser Schulkonzept

Akzeleration, Enrichment & Mentoring als Pfeiler der individuellen Förderung am LGH


Aufgabe des Landesgymnasiums ist es, hochbegabten Schülerinnen und Schülern eine angemessene Förderung zu ermöglichen, die ihrer jeweiligen Begabung entspricht. Dieser besondere Auftrag ergibt sich zum einen aus der Landesverfassung (Art. 1 Abs. 1) und zum anderen aus dem baden-württembergischen Schulgesetz (§ 107d).
 
Hochbegabtengerechte schulische Förderung bedeutet konkret: Differenzierung bzw. Potentialgruppierung sowie Akzeleration, Enrichment und individuelle Förderung. Die Umsetzung dieser wissenschaftlich hinreichend erforschten und in der Praxis (nicht zuletzt bei uns) erprobten Förderprinzipien erfolgt auf mehreren Ebenen.
 
Durch das Auswahlverfahren wird sichergestellt, dass Schülerinnen und Schüler aufgenommen werden, deren Hochbegabung in wissenschaftlich standardisierten Verfahren und durch eine staatlich organisierte Testdurchführung nachgewiesen ist und deren allgemeine Eignung sich im Rahmen eines Auswahlverfahrens klar gezeigt hat. Das Landesgymnasium ist eine herausfordernde Schule, welche für Schülerinnen und Schüler ohne Hochbegabung eher nicht passend ist, aber auch nicht für jede hochbegabte Schülerin oder jeden hochbegabten Schüler passend sein muss. Dass auch hochbegabte Schülerinnen und Schüler keine homogene Gruppe bilden, erleben wir tagtäglich. Am Landesgymnasium werden wahrscheinlich mehr Hochleister unterrichtet als an jeder anderen Schule des Landes. Aber auch für Spezialisten dürften unser Schulkonzept und unser Schulalltag viele Vorteile mit sich bringen. Minimalisten, die eine starke Distanz zu ihrem Begabungsprofil aufgebaut haben, werden durch ein starkes Umfeld bei uns hoffentlich positiver herausgefordert als zuvor. Nicht zuletzt für Underachiever, die gemessen an ihrem Potential erwartungswidrige Leistungsprobleme haben, fühlen wir uns im Rahmen unserer Möglichkeiten verantwortlich, wenn nicht zuletzt für die Underachiever selbst ein Wechsel ans Landesgymnasium mehr Chancen als Risiken erwarten lässt und bei ihnen eine entsprechende Eignung gegeben ist.     
 
Ein differenzierter Umgang mit Begabungspotentialen zeigt sich über das Auswahlverfahren hinaus in der Organisation des Mittelstufenunterrichts im Fach Mathematik und in den Fremdsprachen. Schülerinnen und Schüler können über dem fachlichen Niveau ihrer jeweiligen Altersklasse unterrichtet und einem ihrem Potential entsprechenden, z.T. klassenübergreifenden Niveaukurs zugeordnet werden. Der Mittelstufenunterrichtet in Mathematik, Englisch, Französisch und Latein findet jeweils zu derselben Zeit statt. In allen genannten Fächern werden Spitzenkurse in der Klassenstufe 10 für all die angeboten, die bewusst mehr leisten können und wollen. Ab Klasse 10 besteht zudem die Möglichkeit ein Frühstudium aufzunehmen, entweder nur für die Zeit eines Semesters oder auch über mehrere Schuljahre hinweg, was aber eher eine Ausnahme darstellt.     
        
Nicht nur der Unterricht in einem höheren Niveaukurs, sondern auch die Verkürzung des Mittelstufenunterrichts um ca. 25 % ist als Maßnahme der Akzeleration zu betrachten. Kernfächer wie Deutsch, Mathematik und die Fremdsprachen werden in der Mittelstufe nur dreistündig unterrichtet, Nebenfächer zum Teil nur einstündig. Die Herausforderung der Akzeleration besteht darin, dass auch bei hochbegabten Schülerinnen und Schüler Aspekte der Einübung und Automatisierung nicht zu kurz kommen dürfen. Ein schnelleres und tieferes Verständnis im Moment führt nicht von sich aus zu einem soliden und nachhaltigen Kompetenzaufbau. Das Überspringen einer Klasse, welches am Landesgymnasium auch möglich ist, aber eher den Ausnahmefall bildet, stellt ebenfalls eine Maßnahme der Akzeleration dar. Während in Einzelfällen das Überspringen einer Klasse meistens auch zu bemerkenswert erfolgreichen Abschlüssen führt, lässt die Möglichkeit, einzelne Kurse zu überspringen, in der Mehrzahl der Fälle das Überspringen nicht mehr als Notwendigkeit erscheinen. 
 
Zusammengenommen zeigt die Umsetzung der beiden Aspekte der differenzierten Potentialgruppierung und der Akzeleration am Landesgymnasium, dass auch hochbegabte Schülerinnen und Schüler das Lernen lernen und trainieren müssen. Der Umstand, dass sie dies ausschließlich mit anderen hochbegabten Schülerinnen und Schülern tun, ist zum einen vorteilhaft, da die Bezugsgruppe eine ähnlich stark ausgeprägte Freude am schnellen und vertieften Denken hat wie der Einzelne und die relativ starke Bezugsgruppe den Einzelne auch tragen kann, wenn er dies innerlich zuzulassen vermag. Freude am Denken erleichtert die Freude am Lernen, und Freude am Lernen und tatsächliche Leistungen können auch ansteckend wirken. Jungen Menschen ist nicht unbedingt damit geholfen, wenn sie sich in abgeklärter Langeweile auf einem Intelligenzvorsprung ausruhen und eher in Gefahr geraten, das Lernen zu verlernen. Auf der anderen Seite stellt das gemeinsame Leben und Lernen mit anderen denkstarken und kombinationssicheren Persönlichkeiten auch eine Herausforderung dar. Sollte aus dem meist unausgesprochenen Vergleich mit anderen der Druck zu groß werden, wäre ebenfalls niemandem geholfen.
 
Wie allgemein im Leben Pflicht und Neigung zueinander finden müssen, so gilt dies im Besonderen auch für den Schulalltag des Landesgymnasiums. Mittelstufenschülerinnen und -schüler besuchen neben dem Kernunterricht des Fundamentums im Enrichmentbereich in der Regel mindestens ein kognitives Additum, ein musisch-künstlerisches und ein sportliches. In den Addita kann man entweder bereits bestehende domänenspezifische Stärken aus Leistungsfreude vertiefen und ausbauen oder ohne Leistungsdruck sich in unbekannten Domänen versuchen. Oberstufenschülerinnen und -schüler besuchen Addita freiwillig oder bieten sogar ein eigenes Additum für jüngere Schülerinnen und Schüler an. Aufgrund des akzelerierten Unterrichts haben Schülerinnen und Schüler des Landesgymnasiums die realistische Chance, im Fundamentum eingesparte Energie im Additumbereich tatsächlich gewinnbringend zu nutzen. In jedem Fall helfen Addita, hochbegabte Schülerinnen und Schüler domänenspezifisch zu stärken, und sie geben ihnen die wertvolle Möglichkeit, interessenbezogen gemeinschaftlich zu arbeiten. Der Gewinn für eine ganzheitliche Persönlichkeitsentwicklung kommt gerade im Additumbereich unserer Schule besonders stark zur Geltung. Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir unseren Schülern bisher ein sehr reichhaltiges und abwechslungsreiches Additaprogramm bieten konnten. Und wir freuen uns auch in Zukunft, Persönlichkeiten fördern zu dürfen, nicht lediglich kognitive Fähigkeiten und Kompetenzen.
 
Um junge Menschen, mit den vielfältigen Aufgaben, Abwägungen und Entscheidungen nicht allein zu lassen, hat das Landesgymnasium neben der differenzierten Potentialgruppierung, der Akzeleration und dem Enrichment stets die individuelle Begleitung und Förderung mit Blick behalten. Schülerinnen und Schüler können zu Beginn eines jeden Schuljahres eine Lehrerin oder einen Lehrer ihres Vertrauens als Gymnasialmentorin oder Gymnasialmentoren wählen. Im Gymnasialmentorat werden in regemäßigen Gesprächen und mit aller Diskretion sämtliche Aspekte besprochen, welche die weitere Schullaufbahn, Profilbildung und Persönlichkeitsentwicklung betreffen. Der wissenschaftlich gut belegte Goldstandard sämtlicher pädagogischer Fördermaßnahmen, die 1:1-Förderung, scheint hier auf. Die Gymnasialmentorin bzw. der Gymnasialmentor lernt, Lernen und Schule aus der Perspektive der entsprechenden Schülerin oder des Schülers zu betrachten, sie bzw. er ist Hauptansprechperson in allen Einzelbelangen der jeweiligen Schülerin oder des Schülers für Eltern, Kolleginnen und Kollegen sowie alle am Schulleben Beteiligten. 
 
Dass die Schulgemeinschaft des Landesgymnasiums eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten ist, wird besonders deutlich im Internatsleben spürbar. Die meisten LGH’ler haben sich bewusst für eine Gemeinschaft von Leben und Lernen entschieden, in die auch die externen Schülerinnen und Schüler fest integriert sind. Das Internat ist der Raum, in dem man Gleichaltrige, Interessens- und Geistesverwandte, aber auch Lehrerinnen und Lehrer am intensivsten kennenlernt und Freundschaften fürs Leben schließen kann. Die Herausforderungen, die sich aus dem Internatsalltag ergeben, sind sicherlich am Anfang der Schulzeit die größten, aber die Erfahrungen, die man bis zum Ende der eigenen Schulzeit sammeln wird, dürften auch die prägendsten sein. Das Internatsleben verlangt allen am Schulleben Beteiligten am meisten ab, Schülerinnen und Schülern nicht weniger als Kolleginnen und Kollegen, welche neben der schulischen Hochbegabtenförderung auch für das gesamte Internatsleben verantwortlich sind. Als Mentorinnen und Mentoren oder als Co-Mentorinnen und Co-Mentoren einer Wohngemeinschaft sind sie vor allem am Abend im Einsatz.     
 
Summa summarum ist das Landesgymnasium eine Schule für alle, die bereits in jungen Jahren maßvolle, aber echte Herausforderungen suchen und hierfür das entsprechende Potential besitzen. Es ist eine Schule für Generalisten, die durchaus bereits im Schulalter damit beginnen, in einer bestimmten Domäne zu Spezialisten zu werden, aber noch bis zum Ende der Schulzeit breit aufgestellt bleiben wollen.
 
Das Landesgymnasium für Hochbegabte versucht mit der Umsetzung seines anspruchsvollen und herausfordernden Schulkonzepts entsprechend dem baden-württembergischen Orientierungsrahmen Begabtenförderung einen Beitrag zu leisten für Chancen- und Bildungsgerechtigkeit, für einen sinnvollen Umgang mit der heutigen Heterogenität an Schulen, für Spitzenförderung.

 
Landesgymnasium für Hochbegabte
mit Internat und Kompetenzzentrum
             Universitätspark 21
73525 Schwäbisch Gmünd
             07171. 104 38 100
info@lgh-gmuend.de


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