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Oben im Bild: die Expertinnen im Gespräch mit den Teilnehmern

Internationale Textilproduktion und die Folgen

Ergebnisse des Workshops: „Wa(h)re Werte – Die Wirtschafts.Forscher!“

So teilten sich die Schülerinnen und Schüler im interaktiven Forscherlabor in die Gruppe der Konsumenten, der Unternehmer und politisch Verantwortlicher auf, um neben der Reflexion ihrer eigenen Wertvorstellungen auch Fragen für eine anschließende Dialogrunde mit Experten zum Thema zu entwickeln. Im Blick haben sollten sie dabei auch eigene Handlungsempfehlungen auf der Grundlage bestehender Strategien und Entscheidungen im Themenfeld TEXTIL. Der auf diese Weise vorbereitete Expertendialog soll das ethische Bewusstsein der Schülerinnen und Schüler schärfen, sodass der Workshop neben der Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit des Einzelnen auch die Mündigkeit und das Verantwortungsbewusstsein für zukünftiges Wirtschaften stärkt. Die Dialogrunde mit Experten Nach dem Workshop ging es im Gespräch mit den beiden Experten ab 13:30 Uhr ans "Eingemachte", denn die Schüler des LGH hatten reichlich kritische Fragen in petto, die das Gespräch beflügelten. Als Dialogpartner waren Claudia Lehel-Slepica – FEMNET e. V. und Renate Altmann – "altmann natürliche Mode" zugegen, die auf keine Frage eine Antwort schuldig blieben. Im Zentrum stand vor allem die Frage nach der praktischen Verantwortung von Unternehmen und Unternehmern, die in Billiglohnländern wie Indien und Bangladesh Arbeitskräfte - und darunter insbesondere Frauen - unter vielfach menschenunwürdigen Bedingungen ausbeuten und auf der Basis dieses "Geschäftsmodells" große Teile ihres Profits erwirtschaften. Darüber hinaus ging es jedoch auch um die Frage nach der politischen Verantwortung und der Rechtssprechung in den beteiligten Staaten der produzierenden und der konsumierenden Länder und nicht zuletzt um sichere Arbeitsbedingungen und Ökologie und Nachhaltigkeit der Produkte, im vorliegenden Fall Textilien vom T-Shirt von Primark bis zum Anzug von HUGO BOSS. Neben diesen Aspekten kam es immer wieder zu der Frage persönlicher Verantwortung des Konsumenten und inwieweit dieser durch sein Kaufverhalten in der Lage sei wünschenswerte Formen der Produktion im Bereich Textilien zu beeinflussen. Sehr aufschlussreich sind dabei einige Auszüge aus der Diskussion. So antwortete Frau Claudia Lehel-Slepica auf die Frage eines Schülers: „Sie sagen ja, alles wo wir als Ottonormalverbraucher hingehen können, ist böse. Wo können wir noch einkaufen gehen?“ sehr eindringlich: „Der beratende Einzelhandel ist auf jeden Fall unterstützungswürdig. Aber wichtig ist vor allem das eigene Bewusstsein: Ihr könnte auch begleitende Aktionen machen: einen Flashmob mitmachen, eine Unterschriftenaktion, einer Nichtregierungsorganisation wie Clean Clothes Campaign beitreten – die können massiven Druck ausüben.“ Die Schüler waren insgesamt deutlich beeindruckt von der Ernsthaftigkeit und Klarheit der Positionen wie auch von der Fülle der Handlungsmöglichkeiten, die beide Expertinnen darstellten. Auch die folgende Frage „Glauben Sie, dass wenn man Läden boykottiert, die nicht unter fairen Bedingungen produziert haben, dass das wirklich gut ist? Weil ja dann die Arbeiter auch ihre Jobs verlieren“ wurde überzeugend beantwortet, denn Frau Lehel-Slepica Replik: „Ja, sonst füttert man das System,“ war sowohl politisch als auch praktisch für die Schüler überzeugend. Frau Altmann äußerte sich wie folgt zu fairer Produktion und zu Kaufverhalten generell: „Viele Geschäfte werben mit Bio-Baumwolle und wenn man genauer hinschaut, ist tatsächlich nur 1% Bio-Baumwolle drin. Hier möchte man auf der Trendwelle BIO mitfahren. Daher riet sie: “Nachfragen, bohren, wo kommt’s her, ist immer gut.“ Um einige Erfahrungen, Erkenntnisse aber auch Fragen reicher verabschiedeten sich die Schülerinnen und Schüler von den beiden Expertinnen und müssen sich nun bei manchen Problemstellungen selbstverantwortlich entscheiden, wie sie diese in Theorie und Praxis für sich und in Zukunft beantworten werden: „Gibt es Marken, denen man noch vertrauen kann?“ „Können wir unseren Luxus-Standard überhaupt halten, wenn die Sachen fair produziert sind?“ Dazu, dass sie dies bewusst tun werden, hat der Workshop jedenfalls sicher beigetragen. Thomas Schäfer, LGH Allgemeines zum Projekt: Pro Schuljahr findet für die Wirtschafts.Forscher!-Klassen ein Schülerworkshop statt. Er wird im Sinne der ‚Peer Group Education‘ von ausgebildeten und didaktisch-methodisch geschulten studentischen Teamerinnen und Teamern angeleitet. Die Workshops stehen im engen Zusammenhang zu den Unterrichtsmodulen des „Wirtschafts.Forscher!-Programms“, die die fachlichen Grundlagen vermitteln. Das Projekt „Wa(h)re Werte – Die Wirtschafts.Forscher!“ ist dabei ein gemeinsames Programm der PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur, des Centrums für angewandte Politikforschung München (CAP), des Instituts für Ökonomische Bildung Oldenburg (IÖB) und der Karl Schlecht Stiftung. Das Projekt findet an insgesamt 21 Schulen in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen und Niedersachsen statt. Weitere Informationen zum Projekt gibt es unter: www.wirtschafts-forscher.de Über Wirtschafts.Forscher! „Wa(h)re Werte – Die Wirtschafts.Forscher!“ ist ein 2015 initiiertes Programm der PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur, des Centrums für angewandte Politikforschung (CAP) und des Instituts für Ökonomische Bildung (IÖB). Das Programm richtet sich an Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte der Sekundarstufe 1 und wurde bislang an 20 Schulen in Bayern, Hessen und Niedersachsen durchgeführt. In Baden-Württemberg läuft „Wirtschafts.Forscher!“ seit November 2016 an acht Schulen – in Kooperation mit der Karl Schlecht Stiftung. Das Programm bietet Schü-lern Gelegenheit, sich stärker mit ökonomischen Sachverhalten zu befassen und diese aus einer ethischen Per-spektive heraus zu erkunden. Dabei bedienen sich die "Wirtschafts.Forscher!" der Methode des Forschenden Ler-nens, also einer von den Schülern selbst gesteuerten Entwicklung relevanter Fragestellungen und Antworten. Die ersten Ergebnisse werden im Mai 2017 beim „Economic Youth Summit“ in Frankfurt am Main, einer jährlichen Feedback-Veranstaltung aller Bundesländer, der Öffentlichkeit präsentiert. www.wirtschafts-forscher.de Über die Partner Die PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur wurde 2002 auf Initiative der Führungskräfte von PwC Deutschland gegründet. Ihr Sitz ist in Essen beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Sie fördert innovative Projekte in der kulturellen und ästhetischen sowie ökonomischen Bildung. Ihr Fokus liegt dabei auf modellhaft angelegten Vorhaben von Kultur- und Bildungseinrichtungen, die sich durch ihre Konzeption und Kreativität, ihren Inhalt und vernetzte Denkansätze oder neuartige Vermittlungsformen auszeichnen. Durch handlungsorientierte und partizipative Ansätze sollen junge Menschen vor allem lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden und sich mit ihrem eigenen Werteverständnis auseinanderzusetzen. www.pwc-stiftung.de Das Centrum für angewandte Politikforschung (CAP) ist ein universitäres Institut der Politikberatung zu europäischen und internationalen Fragen in Deutschland. Eine besondere Expertise des CAP liegt in der methodisch innovativen Vermittlung politischer Bildung an junge Menschen. Grundlegendes Arbeitsprinzip ist es, politische Bildungsarbeit nicht auf Wissensvermittlung zu reduzieren, sondern immer auch zur kritischen Auseinandersetzung mit der jeweiligen Thematik anzuregen und auf die Partizipationsfähigkeit Jugendlicher in Politik und Gesellschaft zu zielen. www.cap-lmu.de Das Institut für Ökonomische Bildung (IÖB) forscht, entwickelt, qualifiziert, produziert und berät rund um die ökonomische Bildung – für eine bessere Einsicht in wirtschaftliche Prozesse. Als An-Institut der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg basiert die Arbeit auf Grundlagenforschung, die in innovativen Projekten und Konzepten im In- und Ausland geleistet wird und ihre praktische Anwendung in Schule, Aus- und Weiterbildung erfährt. www.ioeb.de Die Karl Schlecht Stiftung mit Sitz in Aichtal und einem Büro in Berlin wurde im Oktober 1998 von Dipl.-Ing. Karl Schlecht gegründet. Sie ist eine gemeinnützige Stiftung mit Fokus auf „Good Leadership“. Ihre Leitidee ist die Verbesserung von Führung in Business, Gesellschaft und Politik durch humanistische Werte. Vor diesem Hintergrund fördert sie die ganzheitliche, werteorientierte Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen und angehenden Führungskräften. Dazu unterstützt sie wirkungsorientierte Projekte und Institutionen in den fünf Förderbereichen Leadership, Ethik, Bildung, Kultur und Technik. Sie fördert rund 80 Fremdprojekte sowie zunehmend eigene Projekte mit jährlich etwa 8 Millionen Euro. www.karlschlechtstiftung.de Robert Bauer, Björn Breuer, Thomas Schäfer, Kollegium

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