11. – 15. Juli 2023

Keine Zeit für „far niente“

Klasse 11 trotzt der sengenden Hitze und stillt Kulturhunger in Italiens Hauptstadt

Bei 38 °C im Juli für eine Studienfahrt nach Italien zu reisen, grenzt für viele an Wahnsinn. Dass sich dennoch eine Schülermeute von 32 Personen dazu aufgemacht hat, unter Begleitung von Frau Kohler, Frau Sarbacher und Herrn Kutscherauer die Kulturschätze Roms zu entdecken,  und noch dazu glücklich und zufrieden wieder zurückgekehrt ist, ist das erfreuliche Zeugnis von fünf Tagen intensiver, erlebnisreicher und in jedem Falle unvergesslicher Zeit im Herzen der südlichen Weltmetropole. Was die Reisegruppe dort alles erlebt hat und warum die Suche nach so genannten „Nasoni“ oft spannender war als so manche Kirche, erfahrt ihr in folgendem Reisebericht.
 
Tag 1
Obwohl die vorher oft laut geäußerten Befürchtungen bezüglich des zu warmen Wetters, zu vieler Menschenmassen und eines zu strikten Programms teils zutrafen, war die Studienfahrt nach Rom letztendlich ein absolut rundes Erlebnis mit einem ausbalancierten Programm, das von den ortskundigen, motivierten und informierten Lehrern erstellt und begleitet wurde. 
 
Unsere Studienfahrt fing unter einem guten Omen an: Der Bus zum Stuttgarter Flughafen, mit dem wir in der Nacht von Montag auf Dienstag um 3 Uhr vom LGH aus losfuhren, wurde mehrfach geblitzt. Nach mehreren Warte- und Reisephasen kamen wir schließlich um etwa 11 Uhr wohlbehalten in unserem Hotel in Rom an. Da wir entgegen der Erwartung nicht gleich die Zimmer beziehen konnten, begannen wir nach einer kurzen Rast mit unserer Stadtführung. 
 
Auf dem Campo de’ Fiori, dem Ort, an dem Giordano Bruno 1600 hingerichtet wurde und der heutzutage ein Markt ist, aßen wir individuell verstreut zu Mittag. Im Anschluss besuchten wir die Piazza Navona, zu Caesars Zeiten ein Stadion, welches im Laufe der Zeit weiter ausgebaut wurde und heute drei Brunnen beherbergt. Der mittlere, die Fontana dei Quattro Fiumi, stellt dabei durch vier Figuren personifiziert die größten Ströme der damals bekannten vier Kontinente dar.
 
Als nächstes stand das Pantheon auf dem Programm, vor welchem wir auch längere Zeit unter der glühenden Sonne inmitten der Touristenmasse stehen mussten, bis wir ihn betreten konnten (seit Juli kostet es tatsächlich Eintritt!). Die Grundsteine des Tempels mit inspirierender Wirkung auf zahlreiche weitere berühmte Bauten wurden bereits unter dem Konsul Agrippa 27 v. Chr. gelegt. So alt es ist, so zahlreich sind auch die Gottheiten, denen es geweiht war, nämlich allen, bevor es zu einer christlichen Kirche umfunktioniert wurde. 
 
Als nächstes erlebten wir einen echten Superlativ: Der Trevibrunnen wurde im 18. Jahrhundert erbaut und wird von einem Aquädukt bespeist, das als einziges ununterbrochen seit der Antike in Betrieb ist. Danach ging es über die Spanische Treppe zur Villa Borghese. Unter den Temperaturen – ein Schild bezifferte sie auf 42 °C – und nach dem schon langen Tag, war der Unmut über das Stufenerklimmen, ohne sitzen zu dürfen, groß. Nach einem Gruppenbild kamen wir schließlich bei beschatteten Pfaden an und erfuhren etwas über die Villa Borghese, eine weitläufige Parkanlage, die bereits im 17. Jahrhundert und noch immer eine Kunstsammlung beherbergt. 
 
In unmittelbarer Nähe befinden sich auch die Villa Medici und die Piazza del Popolo, welche unser nächstes Ziel war. Seit der Antike ist sie der Platz, an dem man Rom betrat, wenn man über die Via Flaminia oder die Via Cassia in die Stadt reiste. Die Sicht auf die Piazza del Popolo wurde von einem Sänger musikalisch untermalt, der sogar ein Geburtstagsständchen für Hannes sang. Daraufhin ging es zurück ins Hotel und das gemeinsame Tagesprogramm fand sein Ende.
 
Tag 2
Nach einer erholsamen, wenn auch meist zu kalten Nachtruhe (man unterschätze die Klimaanlagen nicht!) und einem italienischen Frühstück, bestehend aus abgepacktem Gebäck, Kaffee und Fruchtjoghurt, ging es zum ersten Ziel des Tages, dem Marcellus-Theater im jüdischen Viertel. Nicht nur wurde es damals nicht klassischerweise an einem Hang erbaut, sondern auch heutzutage leben Familien in gewöhnlichen Wohnhäusern auf dessen höheren Rängen Von dort aus sind wir dann über den Ponte Fabricio und den Ponte Cestio nach Trastevere gelangt, wo wir ein paar Sträßchen angeschaut haben, bevor wir über den Ponte Palatino auf das Foro Boario gelangt sind
 
Dann besichtigten wir die Kirche Santa Maria in Cosmedin mit ihrem bekannten Relief Bocca della Verità, von dem man sagt, dass man seine Hand erst wieder aus dem Mund der Maske nehmen kann, wenn man entweder einen Schwur geleistet hat oder immer die Wahrheit gesprochen hat. Anschließend wurde der erste kleine, aber teure Supermarkt von vielen überfallen und sich für ein Picknick im Giardino degli Aranci eingedeckt, der einen weiten Blick über die Stadt bei viel Schatten und Zikadengesang bot. 
 
Der Hauptprogrammpunkt des Tages war allerdings eine dreistündige Führung durch das Kolosseum und dann über den Palatin durch das Forum Romanum. Nicht zuletzt die vielen „Nasoni“, also kleine Trinkwasserbrunnen, die so unauffällig wie wohltuend an jeder Ecke Roms zu finden sind, retteten uns vor der Hitze. Den späten Nachmittag und Abend verbrachten wir nach Belieben in Kleingruppen Rom erkundend und vor allem Pizza und Eis essend.
 
Tag 3
Unser dritter Tag in Rom fing genauso wie die ersten beiden mit überragender Hitze an. Allerdings war ein leicht angenehmes Windlein spürbar. Zuerst ging es für uns zu der Ara Pacis, einem Monument mit der Widmung an Kaiser Augustus. Um das Monument wurde ein Schutz-Pavillon gebaut, sodass es heute als Indoormuseum zugänglich ist. Im Ara-Pacis-Museum wurde uns nochmals die doch sehr komplizierte iulisch-claudische Dynastie anhand ihres Stammbaums verdeutlicht. Danach, auf einem Weg zu einem kleinen Mini-Supermarkt, ging es an der Engelsburg vorbei, welche heutzutage als Museum dient. Von außen konnten wir einen kurzen Blick auf das riesige Gebäude erhaschen.
 
Nach einem erfolgreichen erneuten Einkauf in einem scheinbar typischen kleinen italienischen Supermarkt und einem anschließenden Mittagessen ging es weiter zu den Vatikanischen Museen. Hier erwartete uns eine Reiseführerin, die uns alles Wichtige zu den Museen und zum Vatikan erzählte. Besonders hervorstechend in dem doch sehr mit Touristen überfüllten Gebäude waren die päpstlichen Kunstsammlungen. Von Statuen bis hin zu riesigen Wandteppichen wurde alles ausgestellt. Selbst der Boden war ein reines Kunstwerk. Von den Museen ging es direkt in die Sixtinische Kapelle. Diese wurde unter Papst Sixtus IV. erbaut und ist ausgestattet mit zahlreichen Fresken, unter anderem dem berühmten Gemälde „Die Erschaffung Adams“ von Michelangelo. So sind nicht nur die Wände, sondern auch die Decken der Sixtinischen Kapelle wunderschön bemalt und detailreich ausgestaltet. Die Bilder zeigen verschiedene temporär wichtige Abschnitte in der Geschichte des christlichen Glaubens, so enthält die Südwand der Kapelle beispielsweise Gemälde, die das Leben Moses erzählen. 
 
Nun ging es in den Petersdom. Dieser zählt zu den bedeutendsten Kirchen weltweit. Innerhalb des Petersdoms waren einige Statuen zu finden und verschiedene „Seitenschiffe“. Hiermit sind einige Abteile innerhalb des Petersdoms gemeint, wie beispielsweise die Taufkapelle mit Taufbrunnen. Blickte man empor Richtung Decke, konnte man an der höchsten Stelle des Petersdoms einen riesigen Schriftzug erkennen, wobei alleine die Buchstaben bereits eine Größe von etwa 1,4 Metern besitzen. Als wäre das nicht genug, ging es unter den Petersdom zu den Gräbern einiger Päpste. Nach diesem eindrucksvollen Erlebnis war allerdings noch kein Ende in Sicht, denn die Kuppel vom Petersdom wartete auf uns. Nach zahlreichen engen und schrägen Treppenstufen in kleinen Gängen erreichten wir die Kuppel schließlich.
 
Die Aussicht von dieser war atemberaubend. Nicht nur das umliegende Rom in Miniaturgröße zu sehen, sondern auch den gigantischen Petersplatz von oben und dessen einzigartige Symmetrie. Anschließend ging es für uns wieder auf getrennten Wegen zu individuellen Aktivitäten. Alles in allem war dies ein äußerst eindrucksvoller Tag mit Anblicken, die man so schnell nicht mehr vergisst.
 
Tag 4
Am Freitagvormittag teilten wir uns auf: Die einen gingen mit Herrn Kutscherauer und Frau Kohler an einen nahe liegenden Strand, die anderen blieben mit Frau Sarbacher in der Stadt. Die Strandgruppe saß zwar längere Zeit in öffentlichen Verkehrsmitteln, hatte dafür aber erholsamen Spaß im Wasser. Die Stadtgruppe wollte zuerst zur Kirche Santa Maria degli Angeli, die jedoch erst ab 10:00 öffnet. Deswegen ging sie stattdessen zum Supermarkt im Bahnhof. Als sie danach zur Kirche gehen wollten, ist ihnen auf dem Weg eine weitere Kirche aufgefallen, die Basilica del Sacro Cuore di Gesù. Nachdem sie sich diese angeschaut hatten, gingen sie schließlich zur besagten Kirche, welche in den Caracalla-Thermen gebaut wurde. Dort wunderten sie sich noch darüber, dass im Hof der Kirche eine von einem chinesischen Institut gesponserte Statue Galileo Galileis steht. 
 
Im Anschluss liefen sie zur nächsten Kirche, Santa Maria Maggiore, und daraufhin zur Basilika San Clemente, welche neben der eigentlichen Kirche auch noch eine Ausgrabung einer älteren Kirche und eines Mithras-Heiligtums beinhaltet, die direkt unter der Kirche liegen. Dass zweiteres wirklich äußerst tief liegt, veranschaulicht das Höhenwachstum der geschichtsträchtigen Stadt. Nach dieser Kirche ging die Gruppe zur Lateranbasilika. Der ursprüngliche Zwischenstopp an der Piazza Vittorio Emanuele II fiel daraufhin aus Zeitgründen leider weg. Stattdessen fuhr sie mit dem Bus bis zum Nationaldenkmal, wo die beiden Gruppen wieder zusammenfanden, und es gemeinsam bestiegen.
 
Abends wurde ein gemeinsames Essen im Restaurant „La Famiglia“ organisiert, das der Großteil der Gruppe annahm. Neben einer Vielzahl an Antipasti wurde Pasta und Pizza sowie Tiramisù-Creme im Menü serviert. Trotz einer fast zu lebhaften Gesprächsatmosphäre und der einen oder anderen Diskussion über LGH-interne Themen und damit verbundenen Witzeleien und Warnungen seitens der Lehrer gelang ein runder Tagesabschluss, nachdem noch eine kleine Gruppe zur Spanischen Treppe aufbrach, um von dort aus den Sonnenuntergang zu genießen.
 
Tag 5
Am Samstag trafen wir uns alle wieder früh zum Aufbruch: Um 5.45 Uhr starteten wir vom Hotel aus in Richtung Flughafen. Nach einiger Verwirrung, von wo unser Bus fahren sollte, fanden wir diesen schließlich und kamen fast ohne Komplikationen (bis auf den Schalter beim Check-In, der nicht besetzt war) durch die Kontrollen und zu unserem Terminal. Der Flug verlief so pünktlich wie reibungslos. In Stuttgart angekommen, mussten wir uns allerdings erst mit der U-Bahn und dann mit dem Schienenersatzverkehr nach Waiblingen durchschlagen, bis wir dort endlich mit dem MEX nach Gmünd kamen; alles in allem brauchten wir fast zwei Stunden von Stuttgart nach Gmünd und in etwa neun Stunden für die Rückreise ans LGH. 
 
Fazit
Die Studienfahrt nach Rom war trotz der Vielzahl an anstrengenden Aktivitäten und der vielen Kilometer und Treppenstufen, die wir in der Hitze zu Fuß zurücklegten, ein unvergessliches Erlebnis und ein voller Erfolg (es ist uns gelungen, dass niemand Kreislaufproblemen unterlag, bis auf beim Aufstieg zur Kuppel des Petersdoms, bei dem wir alle unter einem Drehwurm litten), der nur von einigen kleineren Ereignissen umso lustiger gestaltet wurde. Hoffen wir mal, dass alle Hotelbetten wieder ganz, alle Koffer wieder angekommen sind und sich die Wasserverkäufer von unseren Gegenangriffen wieder gut erholt haben.
Eva Juhre, Julia Kehrer, Victoria Müller (Stufe 11)


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