31. Januar 2025

Zwei Essays: Eine deutsche Essaymeisterin

LGH-Schülerin siegt beim Bundeswettbewerb Philosophischer Essay

Zum ersten Mal in der Geschichte des LGHs hat eine Schülerin den Bundeswettbewerb Philosophischer Essay als erste Siegerin gewonnen! Marie-Madeleine Amiras hat damit einen großen Erfolg erzielt und sich für die internationale Philosophieolympiade der UNESCO qualifiziert. Als eine von zwei deutschen Vertreterinnen wird sie Deutschland dort vertreten und hoffentlich die Goldmedaille wieder nach Deutschland holen.
 
Marie-Madeleine Amiras qualifizierte sich durch einen herausragenden Essay zu einem Zitat von Camus. In einem sprachlichen Feuerwerk, das gekonnt mit verschiedenen Stimmen arbeitete und so auch sprachlich eine Nähe zum Absurdismus von Camus herstellte, überzeugte sie durch tiefgründige Gedanken. Sie integrierte Camus' Theorie, insbesondere den Mythos vom glücklichen Sisyphos, sinnvoll in ihren Text. Gekonnt diskutierte sie dabei auch mit Nietzsche, dessen Ansatz schließlich nicht zu einer Lösung des Problems, sondern in neue Absurditäten führt. Durch diese gedankliche Exkursion gelangte Marie-Madeleine schließlich zu einer eigenen Neuinterpretation von Camus, der uns nicht wie die Stoiker zu Apathie auffordert, sondern zur Verachtung des eigenen Schicksals: „Die Schlussfolgerung Camus' ist lebensbejahend, auf eine Weise, die das amor fati [Liebe des Schicksals] in Ketten legen kann.“
 
Mit diesem großartigen Essay qualifizierte sie sich für den Bundeswettbewerb in Münster. Dort fand vom 28. bis 31. Januar 2025 eine Winterakademie zum Thema „Technik und Erkenntnis: Ethische Herausforderungen und das Verstehen der künstlichen Intelligenz“ statt. Während dieser Akademie verfasste sie einen zweiten Essay in englischer Sprache. Auch hier konnte Marie-Madeleine mit einem sprachgewaltigen Essay zu einem Zitat von Simone de Beauvoir überzeugen. Ihre Kenntnis der existenzialistischen Philosophie, angereichert mit der Macht- und Diskurstheorie von Michel Foucault, beeindruckte erneut. Sie zog sogar einen Bogen zu den Folgen der aktuellen Diskurssituation für die Entwicklung von KIs. Eine solche Beherrschung zentraler philosophischer und soziologischer Theorien würde man eigentlich erst von Studierenden kurz vor ihrem Abschluss erwarten.
 
Zurück zum Essay: Marie-Madeleine stimmt Beauvoir grundsätzlich zu: „Man wird nicht als Frau geboren, man wird es.“ Obwohl sie die Probleme einer patriarchalen Diskursstruktur detailliert darlegt, gelingt ihr am Ende ein positives Fazit: „And recognizing patterns of power is what creates a space of hope in terms of how to use them for one’s own advantage.“ In Anknüpfung an ihren ersten Essay fordert sie zur Verachtung und Rebellion gegen diesen Diskurs auf, das Prinzip Hoffnung aufrechterhaltend, das häufig in unseren negativen Analysen der Gesellschaft fehlt.
 
Marie-Madeleine hat den Essaywettbewerb verdient gewonnen, und das LGH wünscht ihr den größtmöglichenErfolg bei der internationalen Philosophieolympiade. 
 
Für die Philosophiefachschaft: Dr. Wolfgang Egner
 
Wer ihren Siegeressay lesen möchte, kann das PDF auf der Startseite downloaden.


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