Die 10b in Berlin

22.07.2012

Die 10b macht Deutschlands Hauptstadt unsicher

Sechs Stunden lang flog die deutsche Landschaft im hohen Tempo an uns vorbei. Das Wetter wurde schlechter, die Anzahl der Hügel nahm ab, und als unser ICE schließlich an seinem Bestimmungsort ankam, hieß uns der Berliner Ostbahnhof live und in Farbe willkommen. Nach einer kurzen S-Bahn-Fahrt und einem noch kürzerem Fußweg standen wir schlussendlich vor dem A&O Hostel in Friedrichshain. Zwei Stunden nach unserer Ankunft verließen wir unser hübsches Hostel wieder und widmeten unsere Aufmerksamkeit nach einer Pizza dem humorvollen Theaterstück "Candide oder der Optimismus" von Voltaire und stellten uns mutig dem spuckenden Hauptdarsteller und seinen Freunden und Feinden mit den komischen Fratzen, die auch mit dem Publikum interagierten und uns eineinhalb Stunde bestens unterhielten. Danach machten wir einen Abstecher in die Studentenkneipe "Aufsturz" (von Herrn Schäfer zu Beginn versehentlich als "Absturz" tituliert, nomen est omen), wo sich die nette Bedienung (zu Recht) weigerte, uns einen Caipirinha zu servieren. Am nächsten Morgen besuchten wir die mit einem waschechten Bierkeller ausgestattete Landesvertretung Baden-Württembergs, wo wir uns während eines mehr oder weniger informativen Gesprächs mit Brezeln und Getränken stärkten. Nach einem Gruppenfoto vor dem Gebäude der Landesvertretung machten wir uns auf zum Verteidigungsministerium, wo wir zuerst einen Sicherheitscheck über uns ergehen lassen mussten. Dort gab es einen sehr aufschlussreichen und die Bundeswehr propagierenden Vortrag durch einen sympathischen Oberstleutnant. Mit Werbegeschenken beladen begaben wir uns schließlich zur Ministeriumskantine, um dort zu essen. Der nächste Punkt auf unserer Programmliste war der Besuch des Jüdischen Museums, wo wir uns zwischen zwei verschiedenen Führungen, nämlich entweder "Jüdisches Leben, jüdische Traditionen" oder aber "Reaktionen deutscher Juden auf den Nationalsozialismus" entscheiden mussten. Das Highlight des Tages stellte eindeutig der Besuch der Schülerdisco "D Light" im Club Matrix dar, welcher für die einen ein amüsanter Ausklang des ersten richtigen Tages in Berlin war, für die anderen aber nur mit Oropax erträglich. Nach einer kurzen Nacht erfolgte der langersehnte Besuch des Bundestages und damit der Höhepunkt der Klassenfahrt. Nach einem erneuten Sicherheitscheck besuchten wir einen sowohl amüsanten als auch aufschlussreichen und insgesamt sehr angenehmen Informationsvortrag im Sitzungssaal. Ein wunderbarer Ausblick über die deutsche Hauptstadt bot sich uns im Anschluss auf dem Dach des Bundestages. Der Zugang zur berühmten gläsernen Kuppel blieb uns aufgrund von Reinigungsarbeiten jedoch leider verwehrt. Gegen Mittag fanden wir uns schließlich in der Kantine des Paul-Löbe-Hauses ein, um wie ein Abgeordneter zu speisen. Lecker! Am Nachmittag stand ein Besuch der C/O Galerie an, wo wir uns eingehend mit zwei verschiedenen Ausstellungen beschäftigten, wobei die eine fast gänzlich aus Fotos mit viel nackter Haut sowie schockierenden Bildern über Drogenmissbrauch bestand. Der berühmte amerikanische Fotograf der Hippiezeit, Larry Clark, bot dem Publikum wesentliche Aspekte seines fotografischen Lebenswerkes. "Jugendliche Schönheit, Sexualität und drogeninduziertes Treiben - Larry Clark dokumentiert radikal-realistisch den Alltag amerikanischer Teenager jenseits bürgerlicher Moralvorstellungen. Von den Jugendlichen in seiner Heimatstadt Tulsa in den früheren 1960er Jahren bis zu heutigen Skatern in Los Angeles halten seine Werke zutiefst intime Momente fest. In ihrer Authentizität decken seine Bilder die Folgen einer dysfunktionalen Gesellschaft auf und hinterfragen die soziale Verantwortung und moralische Haltung ihrer Mitglieder", soweit der Ankündigungstext. Danach wurden wir in unsere Freiheit entlassen und machten in Kleingruppen die Stadt unsicher. Auch der Samstagvormittag stand uns zur freien Beschäftigung zur Verfügung, was einige von uns für einen ausgiebigen Bummel über den Alexanderplatz nutzen, andere um sich vom Vortag zu erholen. Um 13:00 Uhr fanden wir uns alle in der Gedenkstätte Hohenschönhausen ein, wo wir durch die Räumlichkeiten des ehemaligen Stasi-Gefängnisses geführt wurden. Gegen 16:00 Uhr begaben wir uns zum Deutschen Dom und damit zu einem fast schon an Geschichtsunterricht erinnernden, ausführlichen Informationsvortrag über die deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Das Abendessen im Anschluss erfolgte in Eigenregie, wobei sich eine kleinere Schülergruppe den Lehrern anschloss und mit ihnen gemeinsam ein portugiesisches Restaurant ausprobierte. Sehr lecker! Der letzte Tag in Berlin begann für die Hälfte der Klasse mit einer freiwilligen Bootstour. Leider zwang uns der aufkommende Regen schon bald in das überdachte Bordrestaurant, wo einige von uns eine Tasse heiße Schokolade genossen. Gegen 14:30 Uhr brach die Klasse dann schließlich vom Hostel auf und begab sich auf den Weg zum Berliner Hauptbahnhof, wo uns eine eher unerfreuliche Überraschung erwartete: Aufgrund technischer, für die Deutsche Bahn sehr typischer Störungen mussten wir auf einen Ersatzzug ausweichen, was wiederum in ein großes Chaos und einen ungeplanten Aufenthalt in Leipzig mündete. Völlig erschöpft trafen wir schließlich um kurz vor Mitternacht am LGH ein und mussten trotzdem am folgenden Tag um 6:00 Uhr aufstehen, um den äußerst wertvollen Unterricht in der ersten Stunde am drittletzten Schultag des Jahres zu besuchen. Insgesamt war der Aufenthalt in Berlin für alle eine sich lohnende sowie lehrreiche Erfahrung, die fast schon nach Wiederholung schreit. Wir hatten viel Glück mit unserem Hostel, welches fast schon einem Hotel glich (im Gegensatz zu unserer Parallelklasse, die ihre Zeit in Hamburg an der Reeperbahn verbrachte und im Hostel mit verschimmelten Duschvorhängen zu kämpfen hatte). Des Weiteren war unser Programm abwechslungsreich und interessant gestaltet sowie äußerst lehrreich und unterhaltsam. Unser besonderer Dank gilt unseren begleitenden Lehrern Frau Hauck und Herrn Schäfer, wobei sich Letzterer bei der Rückreise für Sitzplätze in der ersten Klasse einsetze und uns somit vor 5 Stunden Zugfahrt im Stehen bewahrte. Danke für Ihr Engagement und die tolle Zeit! Medea Selnar, Sophie Heppner, 10b 22.07.2012

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