Anlässlich des 70. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

Sie wussten es nicht! --- Wir wissen es!

Ein ungewöhnlicher und berührender Vortrag von Professor Dr. Gideon Greif am 2. März 2015 in der Aula des Landesgymnasiums für Hochbegabte

Quasi nebenbei ergaben sich aus dem Dargestellten folgende Hintergrundinformationen: Die deutsche Wehrmacht marschierte im März 1944 in Ungarn ein. Dort lebte noch die größte Gruppe europäischer Juden einer Nation, die bislang vom Holocaust verschont geblieben war. Von den 795.000 ungarischen Juden wurden von Mai bis Juli 1944 rund 438.000 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Am 29. und 30. April fuhren erstmals zwei Züge mit insgesamt rund 3.800 Menschen nach Auschwitz, von denen der erste mit 1.800 Menschen das Lager noch im April erreichte. Am 15. Mai begannen die allgemeinen Deportationen mit mindestens drei Güterzügen täglich und ungefähr 4.000 Menschen in jedem Zug. Ein Teil der arbeitsfähigen Ungarn wurden als Zwangsarbeiter in andere Lager überstellt. „Sie wussten es nicht, wir wissen es“, trotz dieses Wissens heute und bei allen Anwesenden spätestens gegen Ende des Vortrags, sah Professor Greif davon ab, auf die letzten politisch gefärbten Fragen der durchgängigen Diskussionsrunde - denn Fragen waren zu jedem Zeitpunkt des Vortrags nicht nur erlaubt, sondern erwünscht, - Fragen nämlich nach seiner Einschätzung der aktuell in großer Zahl aus Frankreich auswandernden Juden und nach dem möglichen Bombardement des KZs Auschwitz/Birkenau durch die alliierten Bomber zu antworten. Weit mehr als 200 Mal sei er in verschiedenen Zusammenhängen in Auschwitz gewesen, stellte er fest und den Zuhörern wurde deutlich, dass auch die minutiöse Analyse aller Fakten und das genaue Recherchieren aller Details über Jahrzehnte hinweg keine endgültige Antwort auf diese maßlos grauenhafte, unmenschliche Katastrophe erlaubt. Mögliche Übertragungen auf aktuelle politische Situationen mögen sich daher von selbst verbieten. Dass dieser ungewöhnliche und bewegende Nachmittag unter die Haut gegangen war und die Zuhörerschaft tief bewegt hatte, machte der frenetische, minutenlange Schlussapplaus deutlich. Wir danken Herrn Professor Dr. Gideon Greif auch deshalb, da er sich an diesem 2. März 2015 die Mühe machte, einen Zwischenstopp am Flughafen Stuttgart für den Besuch und Vortrag am Landesgymnasium zu nutzen. Es war der einzig mögliche Termin in seinem ansonsten vollen Arbeits- und Veranstaltungskalender im Jahre 2015. Einige biographische Informationen zur Person: Zwischen 1983 und 2009 arbeitete Gideon Greif im Yad Vashem Holocaust Museum in Jerusalem und Giw’atajim als Redakteur, Forschungsleiter, Pädagoge und Dozent an der International School for Holocaust Studies. Außerdem war Gideon Greif zwischen 1996 und 2005 Vorsitzender des deutschsprachigen Desk der International School for Holocaust Studies. Zwischen 2005 und 2006 war er außerdem der Vorsitzende der polnischen Abteilung. In den Jahren 2002 und 2003 arbeitete er als Lehrender für Jüdische Geschichte an der Fakultät für Jüdische Geschichte der Universität Haifa. Zwischen August und Dezember 2001 war er außerdem Gastprofessor für Holocaust Studien am Zentrum für gegenwärtige Jüdische Studien der Universität Miami und Berater am Holocaust Memorial Center in Miami Beach in Florida. Seit 2009 ist er am Shem Olam Institute for Education, Documentation and Research on Faith and the Holocaust in Israel tätig. Ab August 2011 wurde er zum Professor für israelische und jüdische Geschichte am Schusterman Center für jüdische Studien an der Universität von Texas, Austin, USA, berufen. Er unterrichtete dort Holocaust Studien und die moderne Geschichte des Staates Israel. In den USA arbeitet er zudem für die Stiftung für Projekte über Holocaustlehren in Miami, Florida. Thomas Schäfer, Kollegium

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